Spanien, Anfang April, 30° C, kaum eine Wolke sorgt für Abkühlung. Solche Tage verbringt man am besten einfach am Strand, vielleicht noch shoppen und ein Kneipenbummel – möglichst ohne Anstrengung, ohne Kultur, bitte.
Nicht so, wenn man mit de Deutsch-Polnischen Chorakademie „In terra pax“ in den Urlaub fährt. Schon der Ausdruck „Urlaub“ ist eigentlich falsch. José Ramon Perez Cebrian – Gastdirigent des Chores in 1998 – hatte uns vom 30.3.-12.3.2001 in die Region Valenciana eingeladen, damit wir am Festival „Millenium Pace“ teilnehmen. So kam der Chor in seiner Zusammensetzung von Miedzyzdroje 2000 nach der Probenphase in Polen, der Konzertreise in Deutschland und den Auftritten auf der EXPO in Hannover schon zu seinem vierten Treffen. Dieses bedeutete vor allem die mehrmalige Aufführung der IX. Symphonie Ludwig van Beethovens mit der weltberühmten „Ode an die Freude“. Wir trugen aber auch unser eigenes Repertoire unter der Leitung von Maciej Banach und Werner Pfaff vor und wirkten beim großen Finalkonzert im Palau de la música de Valencia mit; alles in allem 9 Konzerte. Folglich bestanden die Tage zum großen Teil aus Stell-, Orchester- und Chorproben, verbunden mit Busfahren, auspacken, umziehen, einsingen, Konzert, wieder umziehen und weg. Jeder Musiker weiß, wovon ich spreche. Schließlich war aus unserem „Urlaub“ eine kleine Tournee geworden, die uns – nach kurzem Aufenthalt und Konzert bei unseren Freunden in St. Etienne (Frankreich) – neben Valencia auch nach Altea, Castellón, Morella und weitere sehenswerte Städte der Region führte.
Eine solche Fahrt ist sicherlich nicht jedermanns Sache. Die wenigen Anstrengungen aber werden durch den Spaß, den man gemeinsam hat, die vielen Erfahrungen und die tollen Konzerte – Schaudern bei Gaude mater Polonia inbegriffen – mehr als wett gemacht. Und ich kann versichern: In einige Läden, einige Bars und ins Mittelmeer bin ich zwischendurch auch noch gekommen…
Die Konzertreise war für mich eine große musikalische Bereicherung, viele abwechslungsreiche Konzerte mit verschiedenen Dirigenten auf wahrhaftig unterschiedlichsten Bühnen. Weit wichtiger aber empfand ich die Fahrt als sowas wie die Erfüllung von „in terra pax“: Wir Spanienfahrer waren eine sehr harmonische Gruppe… Die viele Zeit mit allen zusammen sorgte für sehr gute Gespräche und neue Kontakte, die so eng zu knüpfen in Miedzyzdroje meist die Zeit fehlt. Anschaulich finde ich in diesem Zusammenhang die Tatsache, dass ich am Ende der Fahrt die Namen aller Chormitglieder kannte, was mir sonst noch nie gelungen war. Dieses alles motiviert für mehr: Neue Sänger, Dirigenten, Lieder, Werke, Schauplätze werden kommen und wenn ich darf, bin ich gerne wieder dabei!
(c) Wolfgang Stock, Mai 2001