Höxter (WB). Musik verbindet Länder und Menschen, Musik vermag es, Begegnungen herbei zu führen und Freundschaften zu schließen. Die deutsch-polnische Chorakademie „in terra pax“ wurde 1991 gegründet mit dem Ziel, junge Menschen aus Polen und Deutschland zusammen zu führen und ein gegenseitiges Verstehen und Kennenlernen zu fördern.
Der Chor setzt sich in jedem Jahr neu zusammen und in einer intensiven Arbeitsphase wird das Programm für die kommenden Konzertreisen erarbeitet. Die Choristen kommen aus den besten Chören ihrer Länder und seit einiger Zeit nun nicht nur mehr aus Polen und Deutschland, sondern auch aus Spanien, Frankreich und den USA. Die diesjährige Konzertreise durch Deutschland ließ das Ensemble auch in der Nicolaikirche in Höxter Station machen. Auf dem Programm standen a-cappella Chorsätze aus fünf Jahrhunderten.
Ein breit gefächertes Spektrum unterschiedlichster Musikrichtungen und Stile, geschrieben von Komponisten aus vielen verschiedenen Ländern. Bei diesem Chor sind Inbrunst, Klangfülle und Stimmpracht nicht genug zu preisen, setzt er doch die ehernen Tugenden der Chorarbeit optimal um: Intonationsreinheit, Homogenität und eine stimmliche Disziplin, von der manch andere Chöre nur träumen können. Die drei Dirigenten des Abends – Richard Zielinski, Werner Pfaff und Benedykt Błonski – steuerten den Chor mit sicherer Intuition zu einer bewundernswerten Manifestation musikalisch geistiger Dichte.
Neben den Chorsätzen, die wahrscheinlich Messen entnommen waren wie „Kyrie, Gloria, Lacrimosa“ (hier hätte man sich im Programmzettel ein paar Informationen gewünscht) gab es auch ganz spektakuläre Werke. In „Now, Shout!“ von Gerald Kemner sind besondere Effekte eingebaut. Hört man doch plötzlich Flüstergesang, wetteifernde Stimmen aus allen Richtungen, bis hin zum rhythmischen Fußstampfen. Im „Magnificat“ des estnischen Komponisten Arvo Pärt standen sich Frauen- und Männerchor gegenüber, der besondere Reiz lag im Wechselgesang der schönen leuchtenden Soprane und der volltönenden Männerstimmen.
Ein besonderer Höhepunkt war das „Sanctus“ von Jan Sandström. Die Choristen verteilten sich im Langhaus der Kirche und bald war der gesamte Kirchenraum vom Zauber und Schmelz der Stimmen erfüllt.
Ein großer Hörgenuss war auch das von religiösem Ernst getragene „Gloria“ von Marek Jasinski, das mit geradezu prunkvollem Pathos endete. Doch apropos Genuss: ihn gewährte der Chor allen Zuhörern an diesem Abend, mit seinem schwungvollen Gesang, mit seiner bedachtsamen Artikulation und Ausdrucksgebung und seiner lockeren mühelosen Tongebung in allen Stimmregistern vom jubilierenden Gotteslob bis zum grandiosen Finale in Moses G. Hogans „Elijah Rock“. Sehr rhythmische und temperamentvolle Spirituals beendeten einen bemerkenswerten und bereichernden Konzertabend.
Von Dagmar Korth
„Westfalen-Blatt“, 2./3. Juli 2005